April 2009 – Juli 2009

Pee*Free: Schnell auf's Örtchen


Pee*Free ist eine App, die hilft öffentliche Toiletten zu finden und fehlende hinzuzufügen. Zusätzlich gibt sie Auskunft über Barrierefreiheit, anfallende Gebühren und Sauberkeit.

Master Thesis presentation
Pee*Free App

Human needs
Menschliche Bedürfnisse

Das Problem: Customer Journey

Personen, die viel reisen und sich häufig in fremden Städten aufhalten, haben oft das gleiche Problem: sie sind ortsunkundig und nicht immer der Landessprachen mächtig. Gerade beim Eintreten menschlicher Grundbedürfnisse wird das Finden von öffentlichen Toiletten, die benutzbar und sauber sind, zum Hindernislauf.

User journey
A) Unterwegs in fremder Stadt, B) Bedürfnis taucht auf, C) Suche vor Ort
User journey
D) Hinweise bekommen, E) Toilette gefunden, F) Standort teilen

Die Idee

Beim Aufsuchen von öffentlichen Toiletten soll eine App zur Seite stehen, die detaillierte Informationen zu dem Toilettenstandort geben soll. Diese Informationen sollen durch Nutzer selbst via App oder einer Plattform bereitgestellt und verändert werden können.

Zu den einzelnen Toilettenstandorten einer Stadt können Informationen, wie Sauberkeit, Barrierefreiheit und anfallende Gebühren abgerufen werden. Um den Bestand an eingetragenen Toiletten in der Datenbank zu erweitern, besteht die Möglichkeit neue Toiletten in der Software hinzuzufügen. Der Nutzer ist so direkt am Aufbau eines Netzwerkes beteiligt, welches sich zunehmend verdichtet.

Im besonderen Maße können Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kindern von der Nutzung profitieren, da diese zum Teil nur Einrichtungen in Anspruch nehmen können, die besondere Anforderungen erfüllen.

App idea

Grundfunktionalitäten

search

Toilette suchen: Der Nutzer ist mit der Applikation in der Lage, Toilettenstandorte im öffentlichen Raum abzufragen, die unterstützt durch eine karten- und eine listenbasierte Darstellung angezeigt werden. Zwischen diesen Ansichten kann hin- und hergewechselt werden, um Standorte sowohl visuell als auch textuell zu ermitteln.

search

Standortbestimmung: Die Standortbestimmung ist die Basis der Software und stellt damit die wichtigste Grundfunktion dar. Diese erfolgt durch GPS, sofern eine ausreichende Signalstärke vorhanden ist. Ergänzend dazu kann eine Ortung über EDGE, also eine Positionsbestimmung durch Funksendemasten bzw. Mobilfunkzellen, vorgenommen werden.

search

Toilette hinzufügen:Damit die Anzahl an weiteren öffentlich kostenlosen Toilettenstandorten schnell anwachsen kann, hat der Nutzer die Möglichkeit, Standorte hinzuzufügen. Somit haben die User die Option am Auf- und Ausbau der Applikation mitzuwirken und das Netz zu verdichten.


Der Anwendungsfall

test in real live

Unterwegs ohne Ortskenntnis in einer Stadt: Im Bedarfsfall wird das Smartphone aus der Tasche genommen, mit der Sicherheit durch diesen Helfer eine Toilette zu finden.

App starten: Der Nutzer startet die Applikation und hat nun die Möglichkeit sich kartengestützt zu orientieren. Toilettenstandorte – in Abhängigkeit von der eigenen Position – werden angezeigt.

Unterstützte Suche: An der Stelle wird die Möglichkeit geboten, sich die Route zu einer Toilette anzeigen zu lassen oder eine neue Toilette einzutragen, sofern diese in der Software noch nicht vermerkt ist.

Standort eintragen: Der Nutzer ist nun direkt am Aufbau des Netzwerkes beteiligt und kann die Information, in Form einer Markierung, an andere weitergeben. Ohne großartigen Mehraufwand kann das Hinzufügen eines Standortes sehr schnell vor Ort ausgeführt werden. Somit wächst die Datenbank durch die Beteiligung der Nutzer.

customer journey

App Prototyping

Paper Prototyping wurde eingesetzt, um den Nutzungsprozess und den Umgang mit der Software zu überprüfen und zu bewerten. Verschiedene Anwendungsszenarien wurden dabei entwickelt und getestet. Hilfreiches Nutzer-Feedback wurde direkt in das Konzept eingearbeitet und unverständliche Dinge konkretisiert.

Paper prototype
Papierprototyp zur Nutzung der App

Navigation

Die Anwendung unterstützt das Finden von Toiletten durch eine karten- sowie eine listenbasierte Ansicht. Die Listenansicht bietet einen Gesamtüberblick bisher eingetragener Toiletten. Die Kartenansicht hingegen lädt lediglich Standorte vom Server, die sich in einem definierten Radius um die eigene Position oder im sichtbaren Kartenausschnitt befinden.

change app view
Möglichkeiten zum Ansichtwechsel zwischen Karte und Liste

Innerhalb des Entwurfsprozesses wurden alternative Navigationskonzepte ausgelotet, die eingebaute Sensoren, speziell den Beschleunigungssensor, in größerem Umfang nutzen. Aufgrund etablierter Gesten für Navigation auf Karten oder Bewegung in Menütiefen sind diese jedoch vorerst zurückgestellt worden.

Es gibt zwei grundsätzlich verschiedene Methoden, um die Interaktion zu definieren. Einerseits können Fingergesten auf dem Multitouch-Screen zur Navigation eingesetzt werden, andererseits können Gesten mit dem Gerät ausgeführt werden. Beide Wege führen auf einfache und nachvollziehbare Weise zum Ziel. Ein nicht zu unterschätzender Unterschied besteht in der Zuhilfenahme der Hände. Wobei eine Fingergeste auf dem Gerät den Einsatz von zwei Händen benötigt, kommt die Gestenausführung mit dem Grät mit einer Hand aus.

app navigation
Möglichkeiten zur Kartennavigation

Problematisch bei alternativen Lösungen, z.B. für ein Panning bei Karteninhalten o.ä., sind die bereits etablierten Handlungen der Nutzer von touchbasierten Geräten, wie dem iPhone. Eine Umerziehung des Nutzers zu neuartigen Navigationsgesten könnte zunächst Verwirrung hervorrufen, aber ebenso eine Bereicherung darstellen.


Die (visuelle) Ausarbeitung

Bei der Gestaltung der Standortmarkierung galt es einen Kompromiss zwischen aussagekräftiger und punktgenauer Standortmarke sowie der Vermeidung von Verdecken des Karteninhaltes zu finden. Einige alternative Toiletten-Icons, wie: Toilettenrolle, Häuschen, Klobürsten, etc. wurden ausprobiert und auf ihre Genauigkeit hin überprüft.

map marker
Verschiedene Entwürfe zum Marker eines Toilettenstandortes

Problematisch auf der Karte war eine definitive Position auszumachen. Das Icon benötigte eine Spitze an der Unterseite. Weiterhin ist spannend, was das Icon auf den ersten Blick für Metainformationen übergeben kann.

map marker
Ausgestalteter Karten-Marker: Nicht gebührenpflichtig/gebührenpflichtig

Da Restaurants und Kneipen nur zahlenden Gästen die Möglichkeit bieten die Toilette zu benutzen, wird zum Teil auf öffentliche Toiletten zurückgegriffen. Problematisch bei der Benutzung solcher Einrichtungen ist jedoch häufig die Hygiene oder der äußere Zustand. Deshalb war es für mich wichtig, Metainformationen zu den einzelnen Standorten in die Software aufzunehmen und diese gekonnt und ohne Mehraufwand einzustellen. Ausgewählte Parameter waren dabei Barrierefreiheit, ausgewiesen durch eine entsprechendes Icon, Sauberkeit, symbolisiert durch eine Klobürste, und Kosten, repräsentiert durch ein Eurozeichen.

map marker
Info-Icon für einen jeweiligen Standort

Bei der Gestaltung des Startscreens wurde, mit Hilfe des einfachen 3D-Tools Google SketchUp, eine Skyline modelliert. Als Zielsetzung galt es einen Hintergrund zu schaffen, der das Einsatzgebiet der Applikation symbolisiert, ohne zu präsent zu sein und die darin positionierten Standort-Icons in den Schatten zu stellen.

Splash Screen
Splash Screen: umgesetzt mit Google Sketch

Evaluation der Idee

Die Software wurde hinsichtlich Verständlichkeit des Erscheinungsbildes und Plausibilität der Interaktion evaluiert. Mit Hilfe von Papierscreens und ergänzendem Fragebogen wurden erfahrenen iPhone, bzw. iPod-touch-Usern konkrete Aufgabenstellungen gegeben, um mögliche Unstimmigkeiten aufzudecken.

Die Testpersonen wurden beim Bearbeiten des Fragebogens begleitet. Es bestand damit die Möglichkeit weitere Anleitungen zu geben und auftretende Fragen direkt zu beantworten. Zum Teil sind sehr lockere Gespräche entstanden (Storytelling), die mehr einem Interview entsprachen. Ohne zu sehr am Fragebogen festzuhalten, wurden diese Situationen zugelassen, was als Ergebnis interessante Zusatzinformationen hervorbrachte.

Evaluation via paper prototyping
Evaluation mittels Fragebogen

In einer ersten Umfrage wurden zehn iPhone, bzw. iPod-touch-Nutzer_innen im Alter zwischen 16 und 45 Jahren befragt. Diese Anzahl an Probanden sollte genügen, um Aufschluss über die größten Defizite zu erhalten. Abgefragt wurden vorerst persönliche Informationen, wie: Geschlecht, Alter und momentane Tätigkeit; aber auch Nutzerverhalten und Erfahrung mit dem Gerät oder geladenen Applikationen. Der zweite Teil des Fragebogens sollte Klarheit über die Verständlichkeit von Icons und Eingabefeldern schaffen. Mit gezielten Aufgaben und einem konkreten Szenario sollten die Testpersonen die Software ausprobieren und Erkenntnisse, bzw. Schwierigkeiten in vorgesehenen Feldern vermerken.

Die Vorstellung

Exhebition
Ausstellung aller App Konzepte des gesamten Semesters

Für die Ausstellung SINNflut.MD am 21.07.09 wurde zu jeder Applikation ein Banner gestaltet, um den Besuchern in zusammengefasster Form, einen Überblick über die Funktionsweise und den Umgang mit der Software zu geben. Der vorbereitete Xcode-Klickprototyp wurde auf einen iPod touch aufgespielt, den die Besucher ausprobieren konnten, um ein möglichst reales Gefühl davon zu bekommen, wie die Applikation später funktionieren wird.

Für einen besonderen Hingucker sorgte das von allen Teammitgliedern getragene iWhat? T-Shirt, das extra für die Ausstellung angefertigt wurde. Präsentiert wurde es zur Eröffnung; während einer kurzen Vorstellung aller entstandenen Applikationen.

Exhebition
Gesamtes Projekt-Team des Semesterprojektes »iWhat?«

Umsetzung der Idee

Innerhalb des Projektzeitraumes sind zwei Prototypen entstanden: Einerseits ist ein Klickprototyp mit der Programmierumgebung Xcode erstellt wurden, bei dem die rudimentäre Navigation bzw. Screenwechsel erkennbar wurden. Andererseits ist eine Director Simulation erstellt worden, die alle Funktionen und den Umgang mit der Software verdeutlicht.

Nach dem Ende des Projektzeitraumes wurde nach Kooperationspartnern gesucht, um die Applikation zu einer lauffähigen Anwendung weiterzuentwickeln. Gemeinsam mit Dr. Michael Rüger wurde die Anwendung auf Googles mobiles Betriebsystem Android portiert und an die entsprechenden Design-Guidelines angepasst. Die Implementierung wurde im März 2010 abgeschlossen. In diesem Zeitraum entstand eine Website sowie eine mobile Hilfeseite und die Toiletten-Finder App wurde im Android Marketplace, unter dem Namen Pee*Free, verfügbar.

Website
Pee*Free Webseite und verfügbare Android App

Meta

Documentation (PDF | 14.3 MB)

My Role

Concept development, paper & video prototype, design, development support, evaluation, concept & design promotional website, android app

Credits